Das Leben Peter Krassas


Peter Krassa

„Unbequeme Gedanken gibt es nicht, nur unbequeme Menschen, die Neues boykottieren.

Gegen sie – und nicht gegen bahnbrechende Erkenntnisse – gilt es anzukämpfen.

Ich wage es!“

 
Peter Krassa: Auszug aus „Brücken und Blätter“,

unveröffentlichte Gedichte 1965-2005


Wien, 29. Oktober 2005, 19 Uhr: der Tag, an dem der populäre Sachbuchautor und Journalist Peter Krassa 67 Jahre alt geworden wäre. In Gedenken an ihn hatte sich eine kleine Menschengruppe in der Pfarre Wohnpark Alt Erlaa eingefunden. Der kuppelförmige Kirchenbau - nur wenige Minuten von seiner ehemaligen Wohnung entfernt - hat eine originelle Architektur. Er erinnert mehr an ein Raumschiff als an ein Gotteshaus. Ein passender Ort der Trauer: War doch Peter Krassa ein Autor, der als kompetenter UFO-Spezialist und kosmischer Spurensucher stets zu den Sternen blickte. Mit Neugierde und Offenheit für das Unbekannte (vielleicht die beiden wichtigsten Eigenschaften für einen Forscher), widmete er sich engagiert all den rätselhaften Dingen, die es nach althergebrachter Schulweisheit gar nicht geben dürfte. 

Ein A.A.S.-Pionier

 Peter Krassa lebte unverheiratet, aber nicht alleine in Wien. Er war ein ausgesprochener Katzenliebhaber. Sein Heim teilte der Autor bis vor wenigen Jahren mit zwei entzückenden Katzendamen: „Goldi“ und „Gucki“, die ihm stets neugierig beim Manuskriptschreiben zur Seite standen. Doch mit Schreibtischarbeit alleine begnügte sich der Wiener Reiseschriftsteller, der in seiner Freizeit am liebsten Ennio Morricone-Kompositionen hörte, nicht. Viele mysteriöse Geschehnisse hat er an Ort und Stelle recherchiert, im Reich der Mitte ebenso wie in den USA oder in Russland, Ägypten und Lateinamerika. Er erforschte unbekannte Pyramiden, die rätselhaften Palmblattbibliotheken in Indien, brachte „Das Licht der Pharaonen“ zum Leuchten und nahm zahlreiche ungewöhnliche Phänomene zwischen Himmel und Erde unter die Lupe. In seinen letzten Werken versuchte Peter Krassa das Geheimnis des unsterblichen Grafen von Saint Germain, die sagenumwobene Akasha-Chronik und das bedrohliche Auftauchen der „Herren in Schwarz“ zu lüften.

 Bereits in jungen Jahren setzte er sich mit der Überlegung auseinander, wonach in grauer Vorzeit außerirdische Intelligenzen die Erde besucht und die Kultur der Menschen maßgeblich beeinflusst haben könnten. Somit gehörte er zur „ersten Forschergeneration“ des jungen Wissenschaftszweiges Prä-Astronautik bzw. Paläo-SETI. Das gemeinsame Interesse an „außerirdischen Göttern“ führte Ende der 1960er Jahre fast zwangsläufig zur Bekanntschaft mit Erich von Däniken: zunächst brieflich, dann 1972 persönlich in Triest und Salzburg.

1974 flogen Peter Krassa, EvD und ein weiterer Mitbegründer der AAS, der Science-Fiction-Autor Walter Ernsting, alias Clark Darlton, in die Vereinigten Staaten. Auf dem Programm stand in Chicago der 1. Weltkongress der AAS, die damals noch „Ancient Astronaut Society“ hieß. Seither hielt Peter Krassa der A.A.S.-Idee die Treue. Was nicht weiter verwundert, setzten sich doch sämtliche seiner Werke wohlwollend mit der Hypothese außerirdischer Eingriffe auseinander. 25 Buchpublikationen sind es geworden, darunter drei phantastische Romane und ein Kinderbuch. Ebenso trat er als Mitautor diverser Anthologien in Erscheinung, veröffentlichte drei Zeitungsromane und unzählige Beiträge in grenzwissenschaftlichen Magazinen in Österreich, Deutschland, Holland und Spanien. Die Liste seiner Publikationen ist beachtlich. Umso mehr, wenn man weiss, dass Peter Krassa seinen sicheren Broterwerb nach 13 Jahren als Angestellter in der Österreichischen Nationalbank praktisch über Nacht aufgegeben hatte. Allen Bedenken zum Trotz war es ihm wichtiger, sich seiner wahren Berufung zu widmen. Das glückte zunächst als Reporter und Redakteur in den großen österreichischen Tageszeitungen - von den „Niederösterreichischen Nachrichten“ bis zum „Kurier“ - und schließlich als freier Schriftsteller, der ein internationales Leserpublikum erreichte und ihn weit hinaus über die deutschsprachigen Grenzen bekannt machte.

In 17 Weltsprachen wurden seine Bücher übersetzt, erschienen u. a. in Amerika, Spanien, Japan, Korea und China. Die mutigen Gedanken von Peter Krassa haben da und dort freilich Widerspruch provoziert. Was trotzdem immer angenehm auffiel: der Inhalt seiner Bücher und Artikel, die Gespräche mit ihm, die vielen Lesungen, Vorträge und Diskussionen, sie waren stets spannend, niemals fanatisch oder rechthaberisch. Als „Reporter des Unerklärlichen“ wusste der Wiener zwischen Spreu und Weizen zu unterscheiden, seine Studien verstand er  als Denkanstoss und war stets bemüht, durch überzeugende Argumente Freunde für seine Ansichten zu gewinnen. „Er gehörte von allem Anfang an zu den Vätern der Prä-Astronautik-Theorie“, bestätigt Erich von Däniken, den bis zum Schluss eine tiefe Freundschaft mit Peter Krassa verband: „Ohne Peter wären meine Erfahrungen um vieles ärmer.“

 Wie alles begann

 Und so hatte alles begonnen: Geboren wurde der österreichische Sachbuchautor in Wien am 29. Oktober 1938. Sein Vater war Mitarbeiter des angesehenen Österreichischen Wirtschaftsbundes, seine Mutter Krankenschwester. Er wuchs in Wien-Liesing auf, im alten Herrenhaus von Freiherr Carl von Auer von Welsbach, dem Erfinder der Glühstrümpfe für Gaslampen und elektrische Metallfadenlampen. Ob Peter Krassas späterer internationaler Bucherfolg in Sachen „ägyptischer Glühbirnen“ daher vom Schicksal begünstigt war? An eine Schriftstellerkarriere dachte der Junge zuweilen schon damals, doch wollte er anfangs lieber Dirigent werden, kurzfristig besuchte er eine Schauspielschule, erlernte dann aber den bürgerlichen Beruf des Bankangestellten. Doch schon zeigte sich sein späteres Talent als Autor. Denn seine ersten schriftstellerischen Gehversuche hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits unternommen, und zwar mit lustigen Reimen in der unvergesslichen „Kinderpost“, der ersten großen Nachkriegs-Kinderzeitung Österreichs. Während der Ausbildungszeit zum Bänker in der Österreichischen Nationalbank entstanden dann die ersten umfangreicheren Geschichten und Artikel. 

Peter Krassa, nun endgültig begeistert von der Kunst des Schreibens, ließ sich zunehmend von den großen Geheimnissen unserer Welt in ihren Bann ziehen und konnte schließlich Erstaunliches entdecken. Mit seinen Arbeiten gelang es ihm, viele Menschen auf das „Überirdische“ neugierig zu machen und zum Nachdenken über unsere Herkunft und Zukunft anzuregen. Auch bei mir ist ihm das vor bald 30 Jahren gelungen. Seine Bücher waren Triebfeder und Auftrag zugleich, es ebenso zu wagen, um den großen Menschheitsrätseln auf die Spur zu kommen: Peter hatte mich seinerzeit zum riskanten Schritt in die Selbständigkeit ermutigt, wurde mein literarischer Mentor und Co-Autor bei vielen Projekten. Dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Vor allem aber dafür, dass ich sein Freund sein durfte. Viele seiner Mitstreiter, bevorzugt im Umfeld der A.A.S., empfinden gleiches für ihn. Das liegt vielleicht mit daran, dass Peter Krassa stets ein Förderer junger Talente war, so z. B. der Gebrüder Fiebag, Hans-Werner Sachmanns oder seines Co-Autors Hartwig Hausdorfs. Aber auch später noch inspirierte er „alte Hasen“ (die freilich nach ihm die Schriftstellerbühne betraten) wie Walter-Jörg Langbein.

Der „österreichische Däniken“, wie ihn heimische Zeitungen zuweilen nannten, war ein großartiger Vordenker. Doch woher stammte sein leidenschaftliches Interesse  für die Frage, ob außerirdische Besuche auf der Erde stattgefunden haben? Durch wen oder was wurde er selbst inspiriert? Er hat es mir einmal verraten. Die gute Tante Gusti war schuld. Die hatte nämlich schon in den frühen 1950er Jahren ihrem Neffen Peter einen Zeitungsartikel gezeigt, der von den „Kappas“ berichtete. Diese waren geheimnisvolle Wesen mit Antennen auf dem Kopf, so war aus dem Artikel zu entnehmen, der sich auf japanische Quellen stützte. Die Beschreibung erinnerte an Raumfahrer. In großen „Muscheln“ hätten die Fremdlinge gewohnt, konnten sich rasend schnell durch die Luft bewegen und auf dem Wasser landen. Diese alte Überlieferung könnte der Auslöser dafür gewesen sein, warum sich Peter Krassa als phantastischer Sachbuchautor einen Namen machte und nicht als Generaldirektor der Österreichischen Nationalbank. Tante Gusti sei Dank!

Diese Geschichte erklärt noch etwas, nämlich sein besonderes Interesse an fernöstlichen Mythologien  - von dem sagenhaften Himmelsvolk der Tschi Kung und anderen fliegenden Göttern samt ihren High-Tech-Vehikeln, den  „feurigen Drachen“. Sein erstes Buch (streng genommen sein zweites), das 1973 in einem kleinen Schulbuchverlag erschienen war, hatte dementsprechend Chinas Vorgeschichte zum Inhalt. Der Verleger war Originellerweise ein Priester. Titel des Erstlings: „Als die Gelben Götter kamen“. Um sich mehr über Kultur und Mythologie zu informieren, reiste Peter Krassa 1972 als einer der ersten Europäer in die Volksrepublik China – ein Besuch, den er zehn Jahre später, 1982, und zuletzt 1994 wiederholte. Auf Grundlage dieser Forschungstrips entstanden drei weitere Bücher „…und kamen auf feurigen Drachen,  gemeinsam mit Hartwig Hausdorf „Satelliten der Götter“ sowie „Sie kamen aus den Wolken“.

Peter Krassa scheute auch nicht davor zurück, dogmatisierte Tabuthemen anzusprechen und zu hinterfragen. Das reizte den Literatur-Rebell bereits in jungen Jahren. Belege dafür fanden sich in seinem Nachlass: Ausgaben einer katholischen Jugendschrift mit dem göttlichen Titel „Die Wanze“, dessen Gründer und Herausgeber Peter Krassa in der Zeit seiner ersten literarischen „Gehversuche“ war. Das Heft Nummer 4 aus dem Jahre 1966 hat einen brisanten Artikel zum Inhalt: „Raumschiffe vor 10.000 Jahren“. In einem Kirchenblatt damals (heute vermutlich nicht weniger) ein Sakrileg. Es ist der älteste veröffentlichte „Astronauten-Götter“-Beitrag, der von Peter Krassa vorliegt. Sein erstes umfangreiches Buchmanuskript zur Paläo-SETI-Thematik schrieb er im Jahre 1969. Der Inhalt nicht weniger aufregend: die phantastische Bibelanalyse „Gott kam von den Sternen“. Das Manuskript erschien zunächst nur im Eigenverlag mit 500 Stück Auflage, fand aber seine Abnehmer. Erst 1974 gelang es ihm, einen renommierten Verlag zum Druck seines Buches zu bewegen. Nach Erscheinen war der Titel wegen des provokanten Inhalts kurzfristig auf dem Index gelandet und durfte in katholischen Buchhandlungen in Österreich nicht verkauft werden. Inzwischen ist „Gott kam von den Sternen“ verdientermaßen ein Klassiker unter der Paläo-SETI-Literatur.

 Abschied

Peter Krassas Tod hat viele Menschen tief betroffen gemacht. Die Familie und seine treuesten Freunde wussten schon länger um seinen schlechten Gesundheitszustand. Am 30. Oktober 2004, einem Tag nach seinem 66. Geburtstag, war Peter Krassa während der A.A.S.-Tagung in Fulda beim Betreten der Bühnentreppe so unglücklich gestürzt, dass er sich trotz Operation und mehrerer Krankenhausaufenthalte nicht mehr erholte. Akute Osteoporose, andauernde Rückenschmerzen und Körperschwäche hatten es ihm zusätzlich unmöglich gemacht, seinem Lebensinhalt – dem Erforschen des Geheimnisvollen und dem Bücherschreiben – weiter nachzugehen. Er selbst ahnte, dass viele seiner phantastischen Ideen und Buchprojekte, die er gerne noch verwirklicht hätte, ungeschrieben bleiben würden. Ein geplantes Sachbuch mit neuen Erkenntnissen zur mysteriösen Tunguska-Katastrophe des Jahres 1908 ist ebenso darunter wie ein Zeitreiseroman mit dem Titel „Heimkehr nach Atlantis“ und ein begonnener Kriminalroman, der „Auch Tote tragen Schuhe“ heißen sollte. 

Der größte Wunsch von Peter Krassa wäre es gewesen, wieder unbeschwert an seinem Laptop arbeiten zu können. Vergeblich. Nach langem Kampf gegen einen mühsamen Tagesablauf erlöste ihn im Wiener Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern am 11. Oktober 2005 der Tod. 

Dass die Realität facettenreicher als geglaubt ist und eine Wirklichkeit außerhalb unserer sichtbaren Welt existiert, führte uns der Forscher aus Wien immer wieder vor Augen. Viele seiner Werke, darunter „Der Wiedergänger“ und „Dein Schicksal ist vorherbestimmt“, belegen, dass P. Krassa schon immer einen guten „Draht nach Drüben“ hatte und wusste, dass der Tod nur eine Durchgangspforte in eine andere noch unbekannte Welt ist. Wir, seine vielen Leser und Freunde, werden auch weiterhin mit ihm, seinen Gedanken und seinem literarischen Erbe verbunden bleiben. 

Reinhard Habeck – Familienplatz 2, Top 18 – A-1160 Wien